Zwischen den Zeilen: Herausforderungen und Chancen der zweisprachigen Typografie

Linda bietet Einblicke in ein Thema, das ihre Liebe für Sprachen und ihre Passion für Grafikdesign vereint.

2 Min.

Linda de Sain
Linda

Die Fähigkeit der Typografie, Wissen durch die Reproduktion von Inhalten und diese über demografische Grenzen hinweg zu verbreiten, hat die verschiedensten Schriften und Kulturen zusammengebracht. Die Globalisierung und der internationale Handel haben außerdem dazu beigetragen, dass weltweit multikulturelle Städte entstanden sind. Mehrsprachige Gestaltung ist daher ein wichtiger Aspekt unseres Alltags. Sie ermöglicht die Darstellung und Vermittlung verschiedener Sprachen und Schriften und fördert somit das Gefühl der Inklusion und des Respekts füreinander. Sie findet sich unter anderem auf Weggleitsystemen, in Verkehrsmitteln, in Print- und Digitalmedien sowie auf Verpackungen aller Art.

Eines der Länder, das diese Veränderung in den letzten Jahrzehnten besonders stark erlebt hat, ist Südkorea. Das Land verzeichnet einen beispiellosen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung und stark steigende Tourismuszahlen. Prägend für diese Entwicklung ist das Phänomen Hallyu. Es beschreibt die zunehmende internationale Popularität der südkoreanischen Unterhaltungsindustrie seit den frühen 2000er Jahren. Eng mit diesem Aufschwung verbunden ist auch die Verbreitung des koreanischen Schriftsystems, des Hangul.

Die steigenden Exporte und Tourismuszahlen verdeutlichen die Notwendigkeit der zweisprachigen Gestaltung, die sich besonders im öffentlichen Raum zeigt. Hier werden sämtliche Verkehrs- und Bahnleitsysteme übersetzt oder romanisiert (eine Umschreibung des Klanges der Wörter in romanischer Schrift). Der Bedarf an mehrsprachigen Medien steigt stetig. Doch zwei so verschiedene Schriftsysteme wie Hangul und das lateinische stimmig miteinander zu verbinden, bedarf besonderer Aufmerksamkeit der Gestalter:innen. Sie sind gefordert, visuelle Kommunikation und typografische Designs zu entwerfen, die virtuelle und urbane Landschaften in Einklang bringen.

Es gibt viele Designansätze und Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen. Während manche Gestalter:innen ähnliche oder zusammenpassende Schriftarten verwenden, ziehen es andere vor, die Unterschiede zwischen den beiden jeweiligen Schriften zu betonen. Sie gestalten harmonische Layouts, indem sie die Schrift durch den Einsatz von Farbe, Illustrationen oder Verformung visuell ähnlich behandeln.

Einige der grundlegenden Herausforderungen sind:

  • Lesbarkeit und Schriftwahl: Fehlende Harmonie kann das Verständnis beeinträchtigen. Auch eventuell unterschiedliche Leserichtungen sind hier von Relevanz. 
  • Typografische Hierarchie: Klarheit ist für Kommunikation essenziell. Zweisprachige Designs erfordern eine sinnhafte Anordnung der Sprachen, die klarmacht, wo eine aufhört und die andere beginnt.
  • Kulturelle Sensibilität: Schriften haben kulturelle Bedeutung. Respektvolle Gestaltung ist unabdingbar, um Missverständnisse oder Beleidigungen zu vermeiden.

Trotz der Allgegenwärtigkeit mehrsprachiger Gestaltung ist die Auswahl an Fachbüchern oder anderen Informationsmedien zu diesen Themen noch recht gering. Deshalb folgen Designer:innen häufig ihrer Intuition oder den Wünschen der Kund:innen. Doch mehrsprachige Gestaltung bedarf mehr als nur Ästhetik. Sie ist ein Ausdruck des Zusammenlebens, von Respekt und kultureller Identität.

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